Anpfiff, fünf gegen fünf, ich bin in Team weiß – VOY – der Ball rollt an mir vorbei, ich drehe mich um und… bereits nach wenigen Sekunden weiß ich nicht mehr – VOY – wo mein eigenes Tor steht, wo meine Mitspieler sind – VOY – in welche Richtung ich einen Torschuss ansetzen müsste, geschweige denn, – VOY, VOY, VOY – wie um alles in der Welt ich an den Ball kommen soll.

Mitte Januar trafen sich wieder die Sehbehindertenreporter der 1. und 2. Bundesliga in Kamen-Kaiserau zum jährlich stattfindenden Seminar, organisiert von der DFL. In diesem Jahr war ich das erste Mal mit dabei. Und die Erfahrung, beim Blindenfußball nach kürzester Zeit komplett die Orientierung zu verlieren, war beeindruckend, ein Stück weit beängstigend und gleichzeitig unterhalstam, mit dem Wissen, dass man nach dem Abpfiff wieder sehen kann. Viele Menschen können das leider nicht – und viele von ihnen sind mindestens genauso fußballverrückt wie wir. Für genau diese Menschen bin ich bei den Heimspielen des TSV 1860 in der Münchner Allianz Arena und reportiere, was auf dem Rasen passiert. Einige blinde oder sehbehinderte Fans kommen ins Stadion, um mit dabei zu sein, die Stimmung mitzubekommen und ihr Team zu unterstützen. Damit sie wissen, wann sie jubeln und wann getrost schimpfen können, gibt es die Sehbehindertenreporter wie mich.
Was bei dem Seminar alles geboten war, könnt ihr hier nachlesen, auf der offiziellen Homepage der DFL.
[Blindenfußball-Regelkunde: Voy: Jeder gegnerische Spieler, der sich dem ballführenden Spieler nähert, muss „Voy“ („Ich komme“) rufen. Bleibt der Ruf aus, wird dies als persönliches Foul geahndet. | Quelle: Blindenfußball.de ]